Im alten Stadtkern von Palma de Mallorca stehen die alten Patrizierhäuser des ehemaligen mallorquinischen Adels. Es sind die Zeugen einer alten Zeit, in welcher der Adel, Eigentümer von großen Ländereien, in der Stadt von der Pacht seiner Fincas lebte. Diese soziale Struktur erhielt sich bis zu Beginn der sechziger Jahre des letzten Jahrhunderts, als der Tourismus das Gesicht der Balearen schlagartig änderte. Der größte Teil dieser Häuser wurde zwischen dem XV und dem XVI Jahrhundert gebaut; einer Epoche, in der es starke Verbindungen zwischen der Insel Mallorca und Italien gab. Das ist der Grund, warum diese Gebäude den Einfluss der italienischen Architektur haben. Auf einem Spaziergang kann man noch die „Patios“ oder Innenhöfe bewundern, die mit Steinen gepflastert und mit Blumen geschmückt sind. In vielen von ihnen kann man noch die „aljibes“, die alten Behälter zum Auffangen des Regenwassers, bewundern. Die Innendekoration ist normalerweise nicht überladen und von hoher Qualität, mit wenigen, aber guten Möbeln. Die Zimmer sind ohne Gänge aneinandergereiht.
Auf der „Almudaina-Strasse“, auf Nr. 9, steht „Can Bordils“, eines der ältesten Häuser von ganz Palma de Mallorca. Im XIII Jahrhundert wurde dieses Haus auf Resten eines Vorläufers aus der Maurenzeit hochgezogen. Im Jahr 1554 wurde das Haus von Grund auf renoviert. In dieser Phase wurden die Renaissance-Fenster mit den Wappen der Familien Sureda-Sanglada und Sureda-Moyà, den früheren Eigentümern, in die Fassade eingesetzt. Im XIX Jahrhundert wurde um die Treppe ein Renaissance-Portal eingebaut und das Wappen der Familie Villalonga, welches aus einem anderen, abgerissenen Haus stammte. Der Hof ist rechteckig, mit Arkaden, die von sechseckigen Pfeilern getragen werden. Die Decke des Vestibüls ist im Mudéjar-Stil gehalten. Seit dem Jahr 1982 ist das Haus im Besitz der Stadt und wurde zum Stadtarchiv umfunktioniert.
In der „Almudaina-Strasse“ auf Nummer 4 steht das alte Haus „Can Oleo“, welches bis ins XX Jahrhundert Besitz der gleichnamigen Familie war. Die Familie stammte aus Menorca. Später war in dem Haus der Sitz der „Archäologischen Gesellschaft Llul“, und heute steht es im Besitz der Universität der Balearischen Inseln. Bemerkenswert ist die gotische Treppe im Hof, eine der wenigen, die heute noch auf Mallorca erhalten sind. Sie hat ein Geländer aus Stein, welches aus zehn Plafonds besteht, die von Rosetten durchbrochen sind. Der gesamte Hof hat seinen gotischen Charakter bewahrt. Die Fassade des Hauses ist einfach und ohne Ornamente gehalten.
„Can Marqués“ steht in der „Sanglada-Strasse, Nr. 2“, und kann werktags von 10 bis 15 Uhr besichtigt werden. Es bietet eine gute Gelegenheit, um das Innere eines mallorquinischen Bürgerhauses mit barocken Zimmern und einer privaten Gebetskapelle zu besichtigen. Die Dekoration des Hofes und der Treppe enthält modernistische Elemente.
„Can Ordines d´Almadrà“ auf der „Morei-Strasse, Nr. 8“ ist auch unter dem Namen „Can Alabern“ bekannt. Das Haus hat vier Stockwerke und stammt aus dem XVI Jahrhundert. Das Fenster links im Erdgeschoss ist eines der ersten Beispiele der Renaissance auf Mallorca. Auf der Hauptetage sticht ein gotisches Fenster zwischen beiden Balkonen ins Auge. Eine monströse Fratze an der Ecke zur „Almudaina-Strasse“ zieht die Blicke aller Besucher auf sich. Das Vestibül im Inneren hat eine Decke aus geschnitztem Holz; das linke Portal hat den Stil der Renaissance, das rechte ist gotisch. Hier stehen zwei weibliche Figuren, die ihren Zeigefinger auf die Lippen gelegt haben, mit der Inschrift „Tu nube atque tace. Donant arcana cylindros“. („Heirate und schweige. Dein Schweigen wird dir Schmuck einbringen“). Unter der Galerie an der Wand steht ein römischer Grabstein, welcher als „Ara Manlia“ bekannt ist. Er ist einer der seltenen Überreste der römischen Nekropolis, die in den 40er Jahren wiederentdeckt wurde.
Das nächste Haus auf der „Morei-Strasse“ heißt „Can Olesa“ und stammt aus dem XVI Jahrhundert. Es hat einen der schönsten Höfe von ganz Mallorca. Die verschiedenen Baustile und architektonischen Elemente harmonieren in diesem Hof aufs Beste. Die Fassade ist in drei Teile aufgeteilt, und hat eine reiche Dekoration im Stil der Renaissance.
In der „Portella-Strasse Nr. 5“ steht „Ca la Gran Cristiana“, Sitz des Mallorca-Museums. Es handelt sich dabei um eines der größten Bürgerhäuser. Im Jahre 1634 ließ der Herzog von Aiamans das Haus auf den Resten eines älteren Gebäudes errichten. Die Fassade lässt noch einige Bögen, Fenster und Portale des vormaligen Hauses durchblicken. Die Balkone haben barocke Eisengitter und die Fenster der oberen Geschosse sind von der Gotik inspiriert. Im Untergrund des Hauses stehen noch Reste eines maurischen Hauses aus dem XII Jahrhundert. Auf diesem maurischen Haus wurden dann das Haus gebaut, auf dem der Herzog von Aiamans dann sein eigenes errichten ließ.
Die „Posada de la Cartoixa“ oder „Cal Comte d´Espanya” ist ein Gebäude gotischen Ursprungs, welches im Jahr 1732 von Grund auf renoviert wurde. Es steht auf der „Portella-Strasse Nr. 12“. Ab dem Jahr 1626 und bis ins XIX Jahrhundert war es eine Herberge, die der Karthäuse von Valldemosa gehörte. Das Gebäude ist einfach und schmucklos; jedoch hat es ein barockes Portal, das von einem Bild des Heiligen Bruno, dem Gründer des Ordens, gekrönt ist. Unter dem Bild befindet sich das Wappen der Karthäuser. Am Portal hängt eine eiserne Kette, ein Zeichen, dass diese Herberge Könige beherbergt hat.
Ein bisschen weiter unten auf der gleichen Strasse, mit einer dem Meer zugewandten Fassade, steht „Ca la Torre“, heutiger Sitz der Vereinigung der Architekten. Es wurde im Jahr 1698 auf den Grundmauern eines älteren Gebäudes aus dem XV Jahrhundert gebaut. Der Hof nimmt nicht die zentrale Lage ein. Er wird von zwei Mauern mit Stützpfeilern, Teilen der mittelalterlichen Stadtmauer, geschützt.
Das Gebäude „Can Catlar“ in der „Sol-Strasse Nr. 7“ ist auch unter den Namen „Cal Marqués de Palmer“ oder „Can Descatlar“ bekannt. Seit dem Jahr 1442 hatte hier die Münzprägung von Mallorca ihren Sitz. Der Bau hat einen gotischen Ursprung, aber das heutige Aussehen des Gebäudes geht auf die Reform Mitte des XVI Jahrhunderts zurück. Die Treppe im Hof stammt aus dem XIX Jahrhundert, und die Innendekoration im Rokokostil aus dem XVIII Jahrhundert. Beim rechten Fenster im Untergeschoss steht eine weibliche Figur, die ein Schwert in ihren Körper versenkt, wahrscheinlich eine Anspielung an die römische Sage der Lucrezia.
Auf der „Can Savellá-Strasse, Nr. 6“ befindet sich „Can Vivot“, auch als „Can Sureda“ bekannt. Im Jahre 1690 erfuhr das Gebäude eine umfassende Reform, in dessem Zuge dem ursprünglichen Bau einige Häuser hinzugefügt wurden, wie das „Gabella de la Sal d´en Catlar“, einem Lagerhaus für Salz, mit Spitzbögen aus dem XIII Jahrhundert. Die ältesten Teile des gesamten Komplexes sind die Keller, welche maurischen Ursprung haben. Die Fassade hat kaum Ornamente, im Gegensatz zum Inneren, in welches man durch ein Vestibül gelangt, das sich zum Haupthof hin öffnet. Dieser ist rechteckig und hat Säulen aus rotem Marmor. Über eine elegante Treppe gelangt man zum Hauptgeschoss, wo drei Halbbögen ins Auge stechen. Dass Innere hat eine reiche Dekoration, mit Freskenmalereien mythologischer Themen. Im Haus gibt es ebenfalls eine große Sammlung von Wandteppichen und eine reiche Bibliothek.
Das heutige Gebäude des „Kulturzentrums Sa Nostra“ in der „Concepció-Strasse Nr. 12“ ist ein vierstöckiges Gebäude, welches besichtigt werden kann. Ein weiteres Haus, das zur Besichtigung offen steht, ist „Casal Balaguer“, in der „Unió-Strasse“, welche den „Paseo Del Born“ mit der „Rambla“ verbindet. Der Musiker Josep Balaguer i Valls hat das Gebäude der Stadt Palma vererbt, und nun ist es der Sitz des „Círculo de Bellas Artes“ („Kreis der schönen Künste“), in dem viele Ausstellungen durchgeführt werden.
Das „Centre Cultural Contemporani Pelaires“ („Zentrum Zeitgenössischer Kultur Pelaires”), in der “Can Verí-Strasse Nr. 3“ hat seinen Sitz in einem mittelalterlichen Haus aus dem XVI Jahrhundert, welches ehemals eine Schule der Trinitarias-Nonnen war. Das Zentrum öffnete im Jahr 1990 seine Türen, und in ihm finden Ausstellungen zeitgenössischer Kunst statt.
Auf dem „Passeig del Born“, in Nummer 27, steht das Barockhaus „Can Solleric“, welches im Jahr 1763 gebaut wurde. Heute ist das Haus im Besitz der Stadtverwaltung von Palma de Mallorca, und ein großen Zentrum für Ausstellungen. Das Gebäude verbindet in eleganter Weise Elemente traditioneller mallorquinischer Architektur mit Elementen des europäischen Barock. Der Hof ist rechteckig und wird von Säulen umrahmt. Von ihm aus gelangt man zur Hauptetage. Die Fassade hat polichrome Stuckatur, mit einer Galerie mit fünf Bögen und einem Geländer aus Eisen. Im Erdgeschoss funktioniert eine Cafeteria.
In der „Sant-Feliu-Strasse, Nr. 8“ steht das Haus „Can Sales Menor“; es ist ebenfalls ein Haus aus dem Mittelalter, das nach zahleichen Um- und Ausbauten eine reiche Renaissance-Fassade aufweist. Im Hauptportal stehen die Figuren von Adam und Eva mit der Schlange, im manieristischen Stil.
In der „Sant-Feliu-Strasse, Nr. 10“ steht das Haus „Les Carasses“, auch als „Can Pavesí“ oder „Can Belloto“ bekannt. Der Ursprung ist ebenfalls mittelalterlich; die Fassade jedoch ist neuzeitlich, mir manieristischer Dekoration und genuesischem Einfluss, weil ein früherer Besitzer aus jener italienischen Hafenstadt stammte. Die monströsen Masken und Fratzen, und ein Gesicht, welches die Zunge herausstreckt, gaben dem Haus seinen Namen „Les Carasses“ im Volksmund. Über der größten Fratze steht „Eundo“ („Für den, der vorbeigeht“).